Lotto King Karl war da und machte klar, dass Hemmoor ein Vorort von Barmbek ist
Hemmoor (ur/NEZ). Der King war in der Stadt und sein Volk lag ihm zu Füßen. Lotto King Karl, der König aus Barmbek, machte „Paadie“ in der Hemmoorer Schützenhalle. Der rappelvolle Saal (700 Zuhörer) huldigte dem Meister und Schöpfer luzider Zeilen wie „Deine Schwester steht am Bahnhof und fährt doch nicht Bus und Bahn“.
King Lotto, der Megajackpott-Knacker, Ex-arbeitsloser-Gabelstaplerfahrer, Villa-in-Monte-Carlo-Besitzer und Retter-des-HSV, hatte in Hemmoor ein Heimspiel mit deutlichen Feldvorteilen. Mit seinen inspirierten „Barmbek Dream Boys“ ließ er’s richtig krachen und das enthusiastische Publikum kaum zu Atem kommen. Bewegende Balladen, berauschende Hymnen, knallharte Gassenhauer der 42-Millionen-Mark-Mann, machte an diesem Abend klar, worum es im Leben wirklich geht: „Fußball und Dosenbier“. Fußball, das ist ganz klar der HSV „Wer wird Deutscher Meister?“ (wenn nicht mehr in diesem, dann ganz bestimmt im nächsten Leben) denn nirgends träumt es sich so gut wie unter der Fan-Bettwäsche mit der Raute. Und Dosenbier? Da ist ein deutliches Bekenntnis zur „Hopihallido“, der Holsten-Pils-Halbliter-Dose, direkt vonne Tanke, fällig.
Doch Lotto, der Karl König von einst und King Karl von jetzt, der das luxuriöse Lotterleben gegen die harte Arbeit auf der Bühne eintauschte, ist weit mehr als nur ein Alltagsphilosoph und lispelnder Straßenproll, er ist ein Pop-Star. Er gibt einfache Antworten auf komplexe Fragen, die eine ganze Generation beschäftigen. „Aufrecht Stehn“, ruft er seinen treu ergebenen Fans zu und rockt bis zum Umfallen. Zugegeben, er kann nicht so gut singen, was soll’s, besonders schön ist er auch nicht, geschenkt, aber er ist ein lustiger Entertainer und Performer, der mit „Fliegen“ immerhin Sechster bei der Vorausscheidung zum Grand Prix d’Eurovision 2000 wurde, was weit besser ist als der gegenwärtige Tabellenplatz des HSV.
Außerdem weiß Lotto mit den Barmbek Dream Boys eine ziemlich gute Combo hinter sich, in der unter anderem der gebürtige Hechthausener Matthias Arp und Carsten Pape, Ex-„Clowns und Helden“, mitspielen. Die Band machte in Hemmoor ordentlich Druck, Lotto war witzig wie eh und je, und das Publikum ließ die Bereitschaft zum Mitgröhlen und Schunkeln nicht vermissen.
Die Erkenntnis dieses Abends lautet: Lotto, komm bald wieder, Hemmoor braucht dich. Hier bleibst du im Ballbesitz. Wenn’s unbedingt sein muss, wird auch die Königsallee zu deinen Ehren umbenannt. Also, keine falsche Bescheidenheit. Das geht schon klar. Wie hätte es der andere große Barmbeker, Andy Brehme, formuliert? „Ja gut, ich sach ma‘, ne…“
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