Glückliche Gesichter nach dem „Dire-Fest“ der Dire Strats
Stadtjubiläums-Konzert des Culturkreises begeisterte alle
Das war doch mal ein tolles Geburtstagsgeschenk und das hatten sich die Culturkreisler um Birte Zöllner schon länger mal wieder gewünscht. Endlich mal ein volles Haus mit einem begeisterten Publikum und einer begeisternden Band. In der Tat, so oft kam es noch nicht vor, dass eine Band den Nerv einer offenen und von Anfang an mitgehenden Zuhörerschaft mit einer derart sympathisch bescheidenen, aber jederzeit intensiven Bühnenpräsenz traf.
Der Culturkreis hatte der Stadt dieses Konzert zum 25. Bestehen geschenkt und so wurden an diesem denkwürdigen Abend nicht nur die Beschenkten, hier vertreten durch Stadtdirektor Brauer, sondern auch das anwesende Publikum mit großartigen drei Stunden Livemusik beschenkt. Man vergaß bei manchen Songs fast, das nicht Knopfler und Co. (die orginalen „Dire Straits“) die Musik machten, sondern ein hoch motiviertes und sich mit den Urhebern ganz und gar identifizieren kongenial nachempfindendes Quintett aus Bremerhaven (Dire Strats) auf der Bühne stand.
Für die auf dem Boden gebliebenen Jungs aus Bremerhaven war es übrigens auch ein besonderer Auftritt. Nach einer DVD, die in Zusammenarbeit mit dem ZDF produziert wurde, steht jetzt der Mitschnitt einer Live-CD an. Erste Aufnahmen dazu wurden in Hemmoor gemacht. Nett auch die indirekte rote Beleuchtung per Spots, die dem Raum eine angenehme warme Stimmung verlieh. Da die Band auch technisch für den Mitschnitt aufgerüstet hatte, passten die Rahmenbedingungen für diesen Abend perfekt. Bei ihrer Performance konnten natürlich auch die Hits der Dire Straits abgefeiert werden. Dazu gehörten u.a. „Sultan of Swing“, „Money for Nothing“, „Romeo & Juliet“, „Walk of Life“, „Lady Writer“, „So far away und natürlich „Brothers in Arms“, bei dem Feuerzeuge die Kulturdiele in einem anheimelnden Licht erstrahlen ließen.
In der Presseinformation der „Dire Strats“ heißt es: „Die Jungs aus Bremerhaven wollen nämlich alles andere als „tote“ Musik.“ Diesem Anspruch sind sie an diesem Abend mehr als gerecht geworden. Wolfgang Uhlich an der Gitarre, der Motor und Mittelpunkt der Band, zeigte ein an Mark Knopfler heranreichende Virtuosität, die keine Kopie sondern eine angemessene Interpretation darstellte und ist der bescheidene Sunnyboy schlechthin. Ganz besonders bei den ruhigen Stücken der Dire Straits, die die ganz besonderen Perlen ihres Werkes darstellen, zeigt er seine Fähigkeiten, dem Saiteninstrument die ganz tiefen Gefühle zu entlocken, die zu Tränen rühren können. Thomas Fiebig am Bass und Lars Leminski an den Keyboards schufen einen unaufdringlichen Klangteppich, setzten aber gelegentlich auch ihre solistischen Duftnoten. Peter Spencer spielte Rhythmusgitarre und ähnelte bei seinem Gesang durchaus dem Vorbild Knopfler, erarbeitete sich beim Publikum aber insbesondere Sympathien durch seine locker flockige und einbeziehende Moderation. Nicht vergessen werden sollte hier der leider nicht namentlich bekannte Schlagzeuger, der erst kurz vor dem Konzert die Lücke des verhinderten Stammschlagzeugers Jens Gernhoff füllte. Er spielte, als wenn er selbstverständlich dazugehörte. Immer wieder gab es in der Vergangenheit Probleme mit der Lautstärke der Drums in der kleinen Kulturdiele. Der „Ersatzmann“ zeigte aber, dass man sich sehr gut in den Sound integrieren kann und bot dem dankbaren Publikum bei der Zugabe ein tolles Solo.
Eine Bemerkung zum fantastischen „südländischen“ Publikum in der Kulturdiele darf an dieser Stelle nicht fehlen. Viele waren wohl echte Fan der Dire Straits, mancher hatte die Tribute Band wohl schon mal beim Otterndorfer Altstadtfest gesehen. Wach von Anfang an trieb es die Musiker von einer guten zur Höchstleistung. Jeder Titel wurde frenetisch abgefeiert und profunde Kenner des Straits-Liedgutes sangen beherzt mit, übernahmen sogar gelegentlich den Gesangspart von Sänger Peter Spencer. Die Erwartungen wurden nicht nur bedient, sondern wohl noch übertroffen. Das Publikum wollte gegen Ende des Konzertes seine Akteure gar nicht loslassen und „erzwang“ mit seinen Begeisterungsstürmen eine Zugabe nach der anderen, die die Strats aber auch mindestens genau so gerne gaben. Der Abschied gelang schließlich „nur“ mit einer fast akustischen Filmmusik, die mittlerweile das Hauptbetätigungsfeld von Mastermind Mark Knopfler sind.
Und so kann man auch für die, die nicht da waren, nur hoffen, dass es bald ein Wiedersehen gibt, das die Band schon mal verschmitzt einforderte. Da könnte man z.B. an eine der nächsten Oldienights des Culturkreises denken, die fast immer mit Hochkarätern der Branche aus ganz Deutschland besetzt sind. Zum Schluss hatten sie die ganze Klaviatur der Gefühle und der musikalischen Zuständen vom ruppig-rockigen Gassenhauer bis zur gefühlvollen Ballade bedient. Und so war es nicht verwunderlich: Nach und auch während des Konzertes sah man nur glückliche Gesichter, mal mitgerissen, mal verträumt und versonnen.
Hans-Jürgen Goeman
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